Vallendar. Am 04.09.2025 erlebten die Klassen 10 der IRSP Konrad Adenauer Schule eine Geschichtsstunde, die sie so schnell nicht vergessen werden. Der Zeitzeuge der Shoah, Ernst Krakenberger aus Schwaig bei Nürnberg, berichtete eindringlich aus seinem Leben – eine Lebensgeschichte, die die Schrecken der NS-Zeit in berührender Weise lebendig machte.
Krakenberger schilderte seinen Lebensweg von der Internierung seiner Eltern im Konzentrationslager Bergen-Belsen bis in die späten 1960er Jahre. Nach der Reichspogromnacht 1939 floh die Familie von Nürnberg in die Niederlande. Auch dort war sie nicht sicher: Die Eltern Marta und Otto Krakenberger wurden nach Bergen-Belsen deportiert, während der Sohn Ernst in einer niederländischen Pflegefamilie untertauchte. Wie durch ein Wunder überlebten seine Eltern, und 1945 kam es zur Wiedervereinigung mit ihrem Sohn.
Die Biografie, die Herr Krakenberger in Briefform vorstellte, fesselte die Jugendlichen. Im anschließenden Gespräch stellten sie viele Fragen: Wie war es, von den Eltern getrennt zu werden? Welche Gefühle löste die Stigmatisierung durch den gelben Stern aus? Dabei wurden auch Bezüge zu den Schicksalen anderer Opfergruppen wie Sinti und Roma hergestellt.
Begleitet wurde Ernst Krakenberger von Herrn und Frau Winkler. Herr Winkler, Vorsitzender des Vereins Haus Israel e.V., engagiert sich seit vielen Jahren dafür, jungen Menschen die Erinnerung an die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit nahezubringen.
Die zentralen Botschaften des Zeitzeugen hallten lange nach. Krakenberger betonte: „Ich wünsche mir, dass niemand mehr verfolgt wird, nur weil er Jude ist.“ Gleichzeitig machte er deutlich: „Ich möchte keine Schuldgefühle wecken, sondern an die historische Verantwortung erinnern.“
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich tief bewegt:
- „Geschichte hat sich für mich heute ganz anders angefühlt – nicht wie ein Kapitel im Buch, sondern wie etwas, das mitten in meinem Herzen angekommen ist.“
- „Es war unglaublich, wie offen Herr Krakenberger über so schwere Erlebnisse gesprochen hat. Das hat mir die Bedeutung von Frieden und Zusammenhalt klar gemacht.“
- „Ich werde seine Worte nie vergessen. Sie geben mir das Gefühl, dass wir Verantwortung für die Zukunft tragen.“
Die Begegnung machte deutlich: Erinnerung ist nicht Vergangenheit, sondern Auftrag für die Gegenwart und die kommenden Generationen.